Fachtagung der Mecklenburger Familien- und Heimatforschung in Wismar
Nun ist sie schon wieder Geschichte, die zweitägige „Fachtagung Mecklenburger Familien- und Heimatforschung“, welche wir in Kooperation mit der Stiftung Mecklenburg und dem Archivverein Wismar im „Schabbell-Haus“ in Wismar durchgeführt haben.
Am Samstag begannen wir nach der Begrüßung durch den Wismarer Bürgermeister Thomas Beyer mit drei interessanten Vorträgen. Den Anfang machte der Historiker und Archivar Dr. Andreas Röpcke. Er stellte uns eine Archivalie aus dem Landeshauptarchiv Schwerin vor. In seiner Funktion als Leiter dieses Archivs konnte er eine alte Handschrift des Pastors Casper Tabbert erwerben. Mit „Caspar Tabbert - Denkwürdigkeiten im Leben eines mecklenburgischen Dorfpastors“ berichtet er erstmalig über den Inhalt dieses als Chronik oder Tagebuch zu beschreibenden Dokuments. Tabbert beschreibt darin aktuelle Ereignisse seiner Zeit (1590-1625): Naturerscheinungen, Hexen, Aberglauben, Verbrechen und vieles mehr. Eine spannende Quelle, die zu Unrecht bisher nicht beachtet wurde.
Im Anschluss hielt unser Mitglied Frau Dr. Antje Strahl einen Vortrag mit dem Titel „Rosinenpudding und Zigarren hier, Gerstensuppe und Kartoffelbrot dort- Lebensbedingungen in mecklenburgischen Kriegsgefangenlagern im Ersten Weltkrieg aus Sicht der Internierten“. Sie stellte die unterschiedliche Behandlung von Offizieren und Mannschaften anhand von Zeitzeugnissen dar. Insbesondere die Behandlung der ost- und südeuropäischen Kriegsgefangenen war erschreckend. Sie konnten ihre Ernährungslage nicht durch Paketlieferungen aus der Heimat verbessern. Die Zeichnungen von Maxime Bourrée (Gefangenlager Parchim) zeigen dies sehr eindrucksvoll.
Das Ende der Vortragsrunde wurde von unserem Schriftführer Dirk Schäfer gestaltet. Er berichtete über „Poeler Bauernhöfe- historische Quellen, methodisches Vorgehen und Schwierigkeiten bei der Rekonstruktion der Hoffolgen“. Durch akribische Arbeit an historischen Quellen und mit einer gehörigen Portion Instinkt und Glück konnte er die Hoffolgen der Poeler Bauernhufen rekonstruieren und gab uns dabei Einblicke in sein methodisches Vorgehen. Die Ergebnisse hierzu sind auf seiner Internetseite www.poel-ahnen.de zu finden.
Am Nachmittag feierten wir in einem Festakt mit über 50 Teilnehmenden unser 25-jähriges Bestehen. Nach einer Festrede unseres 1. Vorsitzenden Andreas Parlow, ließ Dr. Dieter Garling die bisherige Geschichte Revue passieren. Er verlas dazu auch ein Grußwort von Prof. Dr. Gronau, der der bis 2014 der erste Vorsitzende des Vereins war. Weitere Grußworte folgten von Dr. Ostrop von der Stiftung Mecklenburg, Dr. Buchsteiner vom Heimatverband Mecklenburg, Prof. Dr. Tack von der Thünengesellschaft, Micha Glockemann vom Archivverein Wismar und Dr. Kohrt vom Pommerschen Greif.
Im Verlauf des Festaktes wurden einige Mitglieder geehrt: die Redaktionskommission um Dirk Schäfer, Prof. Dr. Dr. Wulf von Restorff und Marion Esser erhielten für ihre langjährige erfolgreiche Arbeit ein Präsent mit Mecklenburgischen Spezialitäten. Mit einem Präsent wurde auch die Arbeit von Andre Adam, dem 2. Vorsitzenden des Vereins, geehrt. Damit wurden besonders seine Initiativen zur Erstellung der neuen Vereinshomepage, die Digitalisierung von Dokumenten und für eine Zusammenarbeit mit ancestry.de gewürdigt. Dankesurkunden für ihre Arbeiten an den verschiedenen Mitmachprojekten erhielten Owe Heincke (Kirchenbuchpatenschaften), Eva-Maria Friedland (Schäferkartei) und Hans-Georg Kunisch (Ortsfamilienbücher). Eine Ehrenurkunde für seine unermüdliche Arbeit zur Geschichte des Klosters Dobbertin erhielt Horst Alsleben.
Einen würdigen Rahmen erhielt die Veranstaltung durch eine plattdeutsche Lesung und die „Seelenmusik“ von Frau Elsner aus Wismar. Nach dem Festakt ging es für die Teilnehmenden noch auf eine Stadtführung durch Wismar durch Micha Glockemann. Der erste Abend klang dann für rund 20 Mitglieder bei einem gemütlichen Abendessen im Brauhaus aus.
Am Sonntag gab es noch einmal viel Zeit für den persönlichen Austausch und Gespräche. Die Stiftung Mecklenburg und der Welterbeverein Wismar stellten ihre Arbeit vor und Publikationen konnten erworden werden. In einem weiteren Vortrag stellte Antje Laasch vom Stadtarchiv Wismar die neue Internetseite www.zeitreise-wismar.de vor. Eine unglaublich umfangreiche Onlinequelle für Forscher!
Am frühen Nachmittag beendeten wir unsere Fachtagung nach zwei Tagen, um viele Eindrücke und Anregungen reicher und mit der Vorfreude auf die nächste Vereinstagung am 15.04.2023 in Tellow. Wir danken allen an der Organisation Beteiligten, insbesondere dem Schabbell-Haus, der Stiftung Mecklenburg und dem Archivverein Wismar und freuen uns auf die weitere gute Zusammenarbeit.
(Text: A. Adam)
Eindrücke von der Tagung
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