MFP-Frühjahrstagung 2023 in Tellow
Am vergangen Samstag, den 15. April 2023, war es wieder so weit: Nach zweijähriger Pause konnten wir endlich wieder an unserem Vereinssitz in Tellow unsere Frühjahrstagung durchführen. Gemeinsam mit der Stiftung Mecklenburg konnten wir wieder ein interessantes Programm für unsere Mitglieder und Gäste auf die Beine stellen. Zu den drei Vorträgen waren rund 70 (rekordverdächtig !!!) Menschen in das, für den öffentlichen Besucherverkehr immer noch geschlossene, Thünengut gekommen. Wie im Herbst 2021 beschlossen, wurde die Planung für mehr Gesprächszeit zum persönlichen Austausch zwischen den Vorträgen umgesetzt. So gab es am Vormittag zwei Vorträge und nach dem Mittag noch einen Vortrag, vor der obligatorischen Mitgliederversammlung. Die gewonnene Zeit konnte und wurde auch für das Stöbern auf dem großen Büchertisch genutzt.
Nach einer kurzen Begrüßung ging es in die Tagung. Den Anfang gestaltete Bernd Kasten vom Stadtarchiv Schwerin mit dem Vortrag "Bürgerkrieg in Mecklenburg - Die Kämpfe um die Stadt Gnoien im März 1920", der auch Teil seines Buches über den Kapp-Putsch ist (https://stiftung-mecklenburg.de/produkt/der-kapp-putsch-in-mecklenburg). Er schilderte in einem spannenden Vortrag das Geschehen in den Märztagen 1920 in und um die Stadt Gnoien. Hier gab es vergleichsweise viele Opfern. Die Nähe zur damaligen Landesgrenze nach Pommern und die fehlende Kommunikation zwischen der Reichs- und Landesebene führte hier selbst Tage nach der Niederschlagung des Kapp-Putsches zu weiteren Kampfhandlungen mit insgesamt 21 Toten. Anwesende Gäste vom Heimatverein in Gnoien verfolgten den Vortrag mit besonderem Interesse und es entspann sich im Anschluss eine rege Diskussion.
Anschließend stellte uns Bert Lingnau "Krumme Hunde. Authentische Kriminalfälle in Mecklenburg" vor. In einer Mischung aus Buchlesung und lockerer Recherchebeschreibung wurden einige spektakuläre, aber reale Kriminalfälle aus seinen Büchern vorgestellt. Exemplarisch sei hier der Fall des Wilhelm Ulenoge genannt, der im 16. Jahrhundert für etliche Mecklenburgische Adelsfamilien Besitzurkunden in beträchtlicher Anzahl fälschte. Als seine Fälschungen durch Wiedersprüche aufflogen, wurde er nach einer längeren Flucht durch Mecklenburg vor Gericht gestellt und 1572 in Güstrow hingerichtet. Die vorgestellten Fälle machen Leselust auf die Bücher (https://bert-lingnau.de/MEINE-BUeCHER/).
Nach der Stärkung zur Mittagszeit und der anschließenden Pause (in der auch die Arbeitsgruppe OFB tagte), ging es mit einer Änderung des Programms weiter. Der geplante Vortrag von Prof. Matthias Asche zu „Universität und Familie - Entstehung und Bedeutung von Professoren- und Gelehrtenfamilien unter besonderer Berücksichtigung der Universität Rostock“ musste wegen einer Erkrankung kurzfristig ersetzt werden. An seiner Stelle berichtete Dirk Schäfer über "Alte Ansichtskarten als heimatkundliche und genealogische Quellen". Wie immer inspiriert durch seinen innigen Bezug zur Insel Poel stellte Dirk die zeitliche Einordnung von Post- und Ansichtskarten dar. Er zeigte am Beispiel einer 1899 gelaufenen Postkarte, wie man durch die Kenntnis der Gegebenheiten vor Ort den Schreiber und die genannten Personen zuordnen kann. Eine tolle Möglichkeit, zusätzliche Informationen zum Leben unserer Vorfahren zu erlangen. Der gelungene Vortrag war mehr als nur ein Ersatz für den ausgefallenen Referenten, er war eine Inspiration, auch Postkarten als genealogische Quellen in Betracht zu ziehen.
Mit diesem letzten Vortrag war unsere Frühjahrstagung auch schon wieder Geschichte. Es schloss sich die Mitgliederversammlung an. Nach den notwendigen Berichten und der Entlastung des bisherigen Vorstandes wurden Anne Löwe (Mitgliederbetreuung, Versand), Martin Pannier (Homepagebetreuung) und Andreas Parlow (Vorstandstätigkeit) mit Präsenten für ihre geleistete Arbeit geehrt. Die dann folgenden Vorstandswahlen standen im Mittelpunkt der Mitgliederversammlung. Der bisherige Vorstand stellte sich wieder zur Wahl und wurde ohne Gegenstimmen wiedergewählt: Andreas Parlow (1. Vorsitzender), Andre Adam (2. Vorsitzender), Angela Ziegler (Schatzmeisterin), Dirk Schäfer (Schriftführer), Anneliese Löwe, Michael Meyn, Martin Pannier und Detlef Jühlke. Nach den Wahlen wurde noch der Vereinsbeitrag für das nächste Jahr besprochen. Obwohl wir mittelfristig die steigenden Kosten für unsere Publikationen und Tagungen im Auge behalten müssen, soll er zunächst weiter bei 25 € bleiben. Mit einem Aufruf zur Beteiligung an den in diesem Jahr noch anstehenden Veranstaltungen (https://www.mfpev.de/kalender.html) wurde die Mitgliederversammlung nach einem interessanten und abwechslungsreichen Tag beendet.
Unser besonderer Dank gilt neben den Vortragenden und den Organisatoren auch unserem Mitglied Ingo Beier-Waselin und Simone Natzel von der Stiftung Mecklenburg, die Angela Ziegler bei der Umsetzung des notwendigen Catering-Konzeptes hilfreich unterstützten.
Wir freuen uns schon auf die nächste Tagung am 28. Oktober 2023 in Waren (Müritz), die wir gemeinsam mit der Stiftung Mecklenburg und dem Mühlenverein Mecklenburg-Vorpommern e.V. veranstalten.
(Text: A. Adam)