Nordelbischer Genealogentag in Rickling 2017
Schon zum 36. Male tagten im schleswig-holsteinschischen Rickling die Genealogischen Vereine von Lübeck, Schleswig-Holstein und Hamburg . In diesem Jahr organisierte der Verein für Familienforschung e.V. Lübeck wieder ein interessantes Programm.
Nach einer kurzen Einführung durch den Vorsitzenden Gerhard Huß begann Frau Dr. Miloslawa Borzyszkow-Szewczyk, eine kulturwissenschaftlich interessierte Literaturwissenschaftlerin, ihren Vortrag zu den „Kaschuben als Ethnie im deutsch-polnischen Grenzraum“. Dieses zunächst sehr spezielle Thema stellte sich als äußerst interessant und vielschichtig heraus. Die Volksgruppe der Kaschuben war in den letzten Jahrhunderten den wechselnden politischen Zuständen zwischen Polen und Deutschland ausgeliefert.
Im Anschluss an diesen Vortrag sollte eigentlich Herr Harald Müller-Baur über das Kirchenbuchportal „Archion“ sprechen. Leider war dieser durch Krankheit verhindert. Eine als Gast anwesende Mitarbeiterin des Kirchenbucharchivs in Kiel konnte aber stellvertretend Auskunft über den Stand der Verarbeitung der Daten der Nordkirche in diesem kostenpflichtigen Portal der evangelischen Kirchen in Deutschland geben. Wer sich schon mit diesem Onlineportal beschäftigt hat, wird bestätigen, dass bisher relativ wenige Kirchenbücher aus dem Bereich der Nordkirche online sind. Die Kirchenbücher Mecklenburgs aus dem Landeskirchlichen Archiv in Schwerin werden jetzt in alphabetischer Reihenfolge digitalisiert und sukzessive online veröffentlicht (aktuell bis zum Buchstaben D).
Als Ersatz für den ausgefallenen Vortrag gab es einen launigen Bericht von Frank Bolzmann (Mitglied der Lübecker Familienforscher) zum Zusammenhang seiner Familie mit dem Thema Reformation. Sein aus Dessau stammender Großvater stellt hier das Bindeglied zur Mannsfelder Gegend dar. Das Besondere der genealogischen Darstellung stellen hier nicht nur die bekannten Persönlichkeiten, sondern auch die genutzten Quellen dar. Herr Bolzmann nutzte nicht nur Kirchenbücher, sondern bezog viele Informationen aus Gerichtsakten und Matrikellisten.
Nach einer Kaffeepause stellte Frau Christiane Brandt-Salloum das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz mit dem Thema „Quellen zur Landesgeschichte der Provinz Schleswig-Holstein mit freier Stadt Lübeck und oldenburgischem Landesteil Lübeck“ vor.
Im Anschluss daran berichteten Inger Rasmussen und Lone Bergmann über die Ahnenforschung in Dänemark und den ehemaligen dänischen Gebieten in Schleswig-Holstein. Wer dänische Vorfahren hat, findet online kostenfrei sämtliche Kirchenbücher, Volkszählungslisten, Musterungslisten usw., himmlische Verhältnisse.
Den Abschluss des ersten Tages bildete die Vorstellung der Online-Findmittel für den Bereich Pommern. Hier stellte der Vorsitzendes des Pommerschen Greifs Dr. Klaus-Dieter Kohrt die Problematik der verstreuten Quellen für die ehemaligen Ostgebiete Deutschlands dar. Um Hilfe bei der Suche nach Quellen zu geben, hat der Verein auf seiner Homepage eine Quellensuche eingerichtet. Eine tolle Arbeit und eine sehr hilfreiche Unterstützung bei der Suche im Bereich Pommern.
Für viele in Mecklenburg Suchende ist vielleicht als Quelle das Lastenausgleichsarchiv in Bayreuth interessant. Dort sind sämtliche Anträge und Daten zu Entschädigungsleistungen für aus dem Osten geflohene Menschen gesammelt.
Am Sonntag stellte dann Dr. Jesper Zedlitz vom Verein Compgen e.V. die Datenerfassung mit dem DES vor. Mit diesem Datenerfassungssystem kann jeder an einzelnen Projekten zur Digitalisierung bzw. Indizierung großer analog vorliegender Datenmengen teilnehmen z.B. eines Adressbuches.
Den Höhepunkt des zweiten Tages bildete sicher der Vortrag von Professor Udolph, welcher wieder in seiner unnachahmlichen Art über die Herkunft und Bedeutung von Familiennamen berichtete. Schleswig-Holsteinische Namen wie Stegner, Barzel oder Fegebank standen im Mittelpunkt. Im letzten Jahr hat er für uns Mecklenburger diesen Vortrag schon in ähnlicher Form in Parchim gehalten.
Insgesamt waren die beiden Tage für die ca. 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehr abwechslungsreich und interessant. Neben den Vorträgen gab es viel Zeit zu Austausch und Gespräch. Im nächsten Jahr wird die Genealogische Gesellschaft Hamburg das Treffen wieder im selben Rahmen in Rickling ausrichten.
Einen ausführlichen Bericht über den Genealogentag werden wir im nächsten Mitteilungsheft abdrucken.