Ortschronistentagung 2023 in Parchim

Fachtagung für Ortschronist*innen des Landkreises Ludwigslust-Parchim und der Stadt Schwerin
(Foto: Andre Adam)

Die Stiftung Mecklenburg organisierte die

Fachtagung für Ortschronist*innen des Landkreises Ludwigslust-Parchim und der Stadt Schwerin. (Programm)

Heute fand in der Kulturmühle Parchim die diesjährige Tagung der Ortschronist*innen des Landkreises Ludwigslust-Parchim und der Stadt Schwerin statt. Rund 40 Interessierte fanden sich am Veranstaltungsort ein, darunter wieder viele Mitglieder unseres MFP e.V.. Organisiert wurde die Tagung von der Stiftung Mecklenburg in Kooperation mit dem Heimatbund Parchim und unserem MFP e.V..

Dr. Florian Ostrop von der Stiftung Mecklenburg begrüßte die Anwesenden und übergab für einführende Worte an André Adam, den zweiten Vorsitzenden des MFPe.V. und an die Stadtpräsidentin Frau Ilka Rohr. Frau Rohr berichtete vom Werdegang des Projektes Kulturmühle und der Bedeutung dieses Ortes für die Stadt Parchim und die gesamte Region. Schön, dass dieser Ort mit seinen vielen Möglichkeiten geschaffen wurde.

Nach dieser Einführung übernahm Dr. Reno Stutz die Moderation der Tagung. Los ging es mit einem Vortrag von Dr. Antje Strahl (Mitglied in unserem Verein) über „Sensible Patientenakten der „Landesirrenanstalt“ Sachsenberg – Möglichkeiten und Grenzen ihrer Auswertung“. Die Akten sind im Landeshauptarchiv in Schwerin auf Voranfrage einsehbar und bieten vielfältige Möglichkeiten der Auswertung für familien- und ortschronistische Forschungen. Da es sich um Patientenakten handelt, ist ein pietätvoller Umgang mit den Daten wohl selbstverständlich. Es sind viele Informationen zu den Lebensumständen, Sorgen und Problemen der Menschen in den Unterlagen zu finden. Für uns Familienforscher eine herausragende Chance, mehr über das Leben der Menschen zu erfahren, wie Frau Dr. Strahl an zwei Beispielen eindrucksvoll zeigte. Ob für den einzelnen Forscher interessante Personen in den Unterlagen enthalten sind, kann man im LHA Schwerin erfragen, die Patienten sind intern unter anderem nach Name und Ort indiziert.

Die folgende Kaffeepause bot Gelegenheit zum so wichtigen kollegialen Austausch und zur Vernetzung. Wie immer war die Zeit dazu sehr knapp, denn der nächste Vortrag wartete schon. Torsten Hauk vom Munitionsbergungsdienst in M-V berichtete von seiner Arbeit und machte deutlich, wie wichtig Informationen von Ortschronisten beim Aufspüren von Altlasten aus dem Krieg sind. Da in der Regel nur auf Verdacht nach Munitionsresten gesucht wird, sind die Behörden auf Hinweise angewiesen. Oft sind die Ortschronisten über relevante lokale historische Ereignisse gut informiert, eine Zusammenarbeit ist hier also gewünscht.

In der anschließenden Mittagspause gab es Zeit zum Essen und Reden, sowie zur Museumsführung mit dem Museumsleiter Benjamin Kryl. In zwei Gruppen führte er die Teilnehmer und Teilnehmerinnen durch die neugestaltete Ausstellung.

Nach der Pause ging es mit Dr. Hartmut Schmied und den „Sagen und Legenden als immaterielles Kulturerbe“ weiter. Die Vielfalt des Sagenerzählens in Mecklenburg-Vorpommern wurde 2021 in das Register „Gute Praxisbeispiele der Erhaltung Immateriellen Kulturerbes“ der UNESCO aufgenommen. Gerade die Ortschronisten sind aufgerufen, die lokalen Erzählungen von Sagen und Legenden zu tradieren und so für die nächsten Generationen zu sichern. Nur so kann ihr „Überdauern“ in der Zeit gesichert werden. Dr. Schmied machte dabei deutlich, dass es nicht nur über die wortgetreue Weitergabe von Geschichten, sondern auch um die Entwicklung und Evolution der Sagen und Legenden geht. Es sollen „lebendige“ Geschichten sein. Schauen Sie doch selbst einmal im virtuellen Legenden-Museum unter https://www.cryptoneum.de vorbei.

Nach einer kurzen Pause stellte uns Simona Pries den Aufbau und die Bestände des „Stadtarchivs Grabow“ vor. Dabei berichtete sie von der Neugestaltung des Stadtarchivs in den Jahren nach der Wende und den verbesserten Möglichkeiten der Nutzung der Bestände, sowie dem Stand der Digitalisierung. Nutzungsanfragen sind stets willkommen. Am Ende ihres Vortrages überraschte sie die Teilnehmenden mit einer bekannten Spezialität aus Grabow - den „Grabower Schaumküssen“. Ein „süßer“ Abschluss der Vorträge.

Anschließend gab es noch durch Dr. Stutz einige Empfehlungen zu Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt und die Termine für die nächsten Veranstaltungen. Den spannenden Abschluss lieferte allerdings Lars Kirsch. Er stellte das Thema seiner geplanten Doktorarbeit vor: „Die SED-Kampagne `Industriearbeiter auf´s Land` als Versuch einer sozialistischen Neugestaltung der ländlichen Sozialstruktur in den 1950iger Jahren.“. Er sucht nach Personen, die an diesem Projekt teilgenommen haben oder etwas dazu wissen. Wenn Sie Informationen haben, dann bitte gern Kontakt mit Lars.Kirsch@uni-rostock.de aufnehmen.

Nach dem Ende der Veranstaltung bleibt ein großer Dank an die Organisatoren, insbesondere an Frau Ludwig und Herrn Dr. Ostrop von der Stiftung Mecklenburg für die tolle Organisation und Betreuung während er gesamten Tagung sowie Herrn Kryl für die Koordination mit dem Museum und der Kulturmühle vor Ort. Wir freuen uns schon jetzt auf die Tagung im nächsten Jahr in Parchim am 14.09.2024.

(Text: A. Adam)

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