Ortschronistentagung 2024 in Parchim

Fachtagung für Ortschronistinnen und -chronisten des Landkreises Ludwigslust-Parchim und der Stadt Schwerin. (Programm)

Am 14. September 2024 fand die Tagung der Ortschronistinnen und -chronisten des Landkreises Ludwigslust-Parchim und der Stadt Schwerin wieder im historischen Gewölbekeller des alten Rathauses in Parchim statt, nachdem im letzten Jahr die Kulturmühle der Tagungsort war. Die Tagung wurde wieder vor Ort von den Mitarbeitern der Stiftung Mecklenburg, Frau Ludwig und Herrn Both, in Kooperation mit der Stadt Parchim, dem Heimatbund Parchim und dem Verein für mecklenburgische Familien- und Personengeschichte organisiert und von rund 40 Personen besucht. Darunter auch wieder einige Mitglieder unseres MFP. Dr. Reno Stutz führte in gewohnter Weise durch die hervorragend strukturierte Veranstaltung mit interessanten Vorträgen.

Im Grußwort der Stiftung Mecklenburg hob Frau Ludwig den fast schon familiären Charakter der Tagung in Parchim hervor. Viel bekannte Gesichter waren erschienen und das wurde auch in den einführenden Worten der Stadtpräsidentin Frau Rohr aufgenommen.

Die Vortragsreihe startete mit einer Änderung im Programm. Der angekündigte Vortrag zum „Heimatmuseum und Stadtarchiv Crivitz“ von Dr. Andreas Reinecke musste leider gesundheitsbedingt entfallen und wurde durch den Vortrag vom wissenschaftlichen Mitarbeiter der Stiftung Mecklenburg Olaf Both zu „Erntekronen und Erntebräuchen in Mecklenburg“ würdig ersetzt. Im Vortrag wurden einige historische Bräuche aus dem Bereich Nordwestmecklenburg vorgestellt und schlussendlich die Frage aufgeworfen, ob die Tradition zum immaterielles Kulturerbe unserer Region gehört. Die weltlichen oder kirchlichen Erntedankbräuche haben auch heute immer noch das Ziel, die Dorfgemeinschaften zusammen zu halten. Dass zum Beispiel der Brauch der Erntekronen weiterhin lebendig ist, machte Herr Both an seinem Heimatort deutlich, wo seit langer Zeit jeweils von einem Haushalt der Dorfgemeinschaft das Fertigstellen der Krone in gemeinschaftlicher Arbeit von Jung und Alt organisiert wird. Die Ortschronistinnen und Ortschronisten konnten in der anschließenden Fragezeit weitere Beispiel aus ihren Orten nennen.

Nach einer kurzen Kaffeepause berichtete die Leiterin der Schweriner Außenstelle des Stasi-Unterlagenarchivs, Frau Kalkreuth, über die Möglichkeiten der Nutzung des Archiv für die Chronikarbeit. Immerhin sind dort 2370 Regalmeter Unterlagen und 200 Regalmeter Register-Karteikarten vorhanden. Diese sind seit 2021 Bestandteil des Bundesarchivs und können auf schriftlichen Antrag für Forschungszwecke zum Beispiel in den Außenstellen (Schwerin, Rostock, Neubrandenburg) eingesehen werden. Die Unterlagen umfassen Informationen zu Großbetrieben (z.B. Hydraulikwerk Parchim, Reichbahn, Brauerei Lübz…), zu Maßnahmen der Zwangsaussiedlung, auch Topografische Karten von Grenzanlagen und Sperrgebieten und vieles andere mehr. Da es sich oft um personenbezogene Daten handelt, sind der Datenschutz und die Persönlichkeitsrechte zu wahren. Für viele Ortschronisten ist dieses Material bisher kaum im Blick, da aus verschiedenen Gründen bislang wenig zu dieser Zeit veröffentlicht wurde und wird.

Nach der Mittagspause ging es zum Alten Friedhof Parchim. Frau Kimmen aus Parchim berichtete dort über die Geschichte des Friedhofes, der heute ein Park ist und in dem man noch einige Grabmäler bekannter Parchimer Persönlichkeiten finden kann. Der Rundgang bei strahlendem Sonnenschein war eine schöne Abwechslung zu den Vorträgen im Rathauskeller.

Mit einem Kaffee ging es dann zurück zum letzten Vortrag des Tages. Herr Brandt, der Chronist aus Sülstorf, berichtete über seine Arbeit mit alten Postkarten aus seinem Ort. Nach langer Suche war es ihm gelungen, Postkarten mit Sülstorfer Motiven zu finden. Es sind vielfältige Orts- und Familienansichten, die die Geschichte des Ortes und den Wohlstand seiner Bewohner illustrieren. Herrn Brandt gelang es dadurch, viele Teile des Dorfes im Vergleich von Gestern und Heute gegenüberzustellen. Auf den professionell von Fotografen aus Schwerin, Lübeck oder Kiel hergestellten Karten sind z.B. die Molkerei, die Kaufmannsfamilie vor ihrem Haus, der Bahnhof, die Kirche oder auch Familienfeste abgebildet. Eine tolle Möglichkeit, Geschichte zu erzählen.

Mit einigen kleinen Nachfragen und Informationen zu den nächsten Terminen ging ein weiterer wertvoller fachlicher Austausch mit vielen gleichgesinnten Forscherinnen und Forschern zu Ende. Am Schluss sei wie immer der ausgezeichneten Planung und Versorgung der Tagung durch die Stiftung Mecklenburg gedankt! Wir freuen uns schon auf die nächsten Tagungen.

(Text und Fotos: A. Adam)

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