Franz Schubert
Franz Schubert wurde die Ehrenmitgliedschaft des Vereins für mecklenburgische Familien- und Personengeschichte e.V. am 18. September 1998 auf einer Veranstaltung in Tellow verliehen.
In mehr als 250 Einzelbänden hat Franz Schubert als Begründer der Quellen und Schriften zur Bevölkerungsgeschichte Norddeutschlands den letzten zwei Jahrzehnten der Wissenschaft und den Personen- bzw. Familienforschern wichtige Arbeitsgrundlagen geschaffen. Durch ihn wurden Steuerlisten, Trauregister, Bevölkerungslisten und Bürgerbücher aus oft schwer lesbaren Überlieferungen leichter zugänglich und durch die beigegebenen Register für eine breite Nutzung erschlossen.
Franz Schubert wurde 1917 als Sohn eines Studienrates in Neubrandenburg geboren. Nach dem Abitur (1935 am Neubrandenburger Gymnasium) wurde er Reichsarbeitsdienstführer, später Pionieroffizier. Nach Kriegsende arbeitete Franz Schubert in der Büro- und Büromaschinenbranche, zuletzt zehn Jahre als Geschäftsführer der zum PELIKAN- Konzern gehörenden Firma Rotowerke in Königslutter und Copygraph in Hannover. Nach zwei großen mehrmonatigen Reisen nach Samoa/Neuseeland und Südamerika wohnte Schubert seit 1976 viele Jahre in Göttingen und übersiedelte jüngst nach Kitzingen. Mit dem Eintritt in den Ruhestand wandte sich Franz Schubert der Genealogie zu. Seine eigenen Wurzeln in Mecklenburg entdeckte er in Stavenhagen, der Geburtsstadt der großen niederdeutschen Dichters Fritz REUTER (1810-1874). Dorther stammte Schuberts Vater; dort gehörten Dr. SPAARMANN und Schmiedemeister RISCH, die in Reuters Erinnerungen Meine Vaterstadt Stavenhagen vorkommen, zu seinen Vorfahren.
Über die Vorgeschichte seiner verlegerischen Tätigkeit berichtet Franz Schubert selbst: "Bei der Wiederaufnahme meiner Ahnenforschung nach meinem Ausscheiden aus der Industrie stieß ich auf die damals in Göttingen lagernden Beichtkinderverzeichnisse und stellte fest, wieviel Ansatzpunkte sich aus diesen Berichten für meine Arbeit ergaben. Ich erlebte aber auch, mit wieviel Fleiß sich die Familienforscher hier im Archiv an die Arbeit machen, wieviel Doppel- und Mehrfacharbeit dabei geleistet wird, fand vor allem, wie nützlich es sein müßte, das mühsame Durchlesen der mehr als 4000 Seiten durch ein Namensregister zu erleichtern. Ein solches stellte ich zusammen und gab es schon Mitte 1977 an das Domarchiv Ratzeburg, an das Staats- und an das Kirchenarchiv in Schwerin und natürlich an das Göttinger Archivlager. Ich verhandelte dann lange mit der Stiftung Mecklenburg über die Finanzierung der Druckkosten. Als wir damit nicht so recht vorankamen, führte mich die alljährliche Bundeskulturtagung der Landsmannschaft Mecklenburg in Bad Bevensen mit Prof. Dr. Roderich SCHMIDT und mit Archivrat a.D. Dr. Georg TESSIN zusammen. Hier ergab sich dann der Entschluß, nicht nur die Namen aus den Beichtkinderverzeichnissen, sondern den gesamten Text zu veröffentlichen. Während dieser Bevensen-Tagung entschloß ich mich auch, die Arbeit im Selbstverlag auf dem Wege einer Subskription zu vertreiben, ein Wagnis, das mir fast auf Anhieb das Risiko abnahm, so daß die Finanzierung schon nach wenigen Wochen gesichert war."
Das von Schubert herausgebene Standardwerk Anno 1704 - 300 mecklenburgische Pastoren berichten ... ist heute aus der Forschung nicht mehr wegzudenken. Auf 2500 Seiten beschreiben Zeitgenossen - zwei Generationen nach den Schreckendes 30jährigen Krieges - die kirchlichen Verhältnisse im damaligen Herzogtum Mecklenburg-Schwerin. Schuberts Register zu den Volkszählungslisten von 1819 ermöglicht den Zugang zu den 30000 handgeschriebenen Seiten des Originals, das im Landeshauptarchiv Schwerin verwahrt wird. Seine Trauregister aus der Zeit vor 1800 dokumentieren rund 300000 Trauungen in Mecklenburg nach Ort und Zeit und sind - wie alle seine anderen Veröffentlichungen auch - durch Namens- und Berufsregister erschlossen. Gerade hat die Fortsetzung dieses Projektes begonnen, die Trauungen zwischen 1800 und 1825 dokumentieren wird. Inzwischen legte Franz Schubert auch Schülerlisten mecklenburgischer Lateinschulen und Gymnasien vor und arbeitet neben den Kopulationsregistern gegenwärtig an der Herausgabe von Bürgerbüchern verschiedener Städte, die mit zwei Bänden über seine Vaterstadt Neubrandenburg begann.
Das genealogische Interesse Franz Schuberts endet aber durchaus nicht an der mecklenburgischen Landesgrenze. Auch für Vorpommern, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hamburg liegen inzwischen Zusammenstellungen aus den Trauregistern vor. Seit Grenzöffnung ist Franz Schubert darum bemüht, die traditionsreiche Familien- und Personen- geschichtsforschung auch in Mecklenburg neu zu beleben. Auf seine Initiative hin trafen sich 1990 erstmals familien- geschichtlich Interessierte zu einer Vortragsveranstaltung in Schwerin. Seither findet alljährlich an wechselnden Orten ein Treffen der mecklenburgischen Familienforscher statt, auf denen es vor allem um quellenkundliche Fragen geht. In seiner aus den Tagungen erwachsene Schriftenreihe "Vorträge zur mecklenburgischen Familienforschung" machte Schubert dieses konzentrierte Wissen einem breiten Publikum nutzbar. Heute zählt die Reihe zu den wichtigsten quellenkundlichen Informationen für Mecklenburg und findet weit über den eigentlichen Genealogenkreis hinaus Beachtung und Zuspruch. Auf Initiative von Franz Schubert hin wählte die Deutsche Arbeitsgemeinschaft Genealogischer Verbände e.V. 1995 Neubrandenburg zum Ort des 47. Deutschen Genealogentages, der zentralen genealogischen Fachtagung im deutschen Sprachraum. Während hunderte Familienforscher aus Fern und Nah ein umfangreiches Vortragsprogramm absolvierten, wurde am Rande der Tagung der Landesarbeitskreis Familien- und Personengeschichte Mecklenburg-Vorpommerngegründet, der sich unter dem Dach des Landesheimatverbandes M-V alszwangloses Interessenbündnis auf Landesebene versteht und seither die jährlichen Genealogentagungen ausrichtet.
Aus diesem Landesarbeitskreis ging 1997 unser Verein für mecklenburgische Familien- und Personengeschichte e.V. hervor, dessen Mitglieder sich dem mecklenburgischen Teil des heutigen Bundeslandes besonders verbunden fühlen. Der Landesarbeitskreis berief Franz Schubert 1997 zu seinem Ehrenvorsitzenden, der mecklenburgische Verein verlieh ihm 1998 in Würdigung seiner Verdienste um die mecklenburgische Familienforschung die Ehrenmitgliedschaft. Ohne das anhaltende Engagement von Franz Schubert wären diese Entwicklungen kaum vorstellbar.
Nachruf des MFP - Franz Schubert
Wir erhielten die traurige Nachricht, dass das Ehrenmitglied unseres Vereins, unser langjähriger Förderer und Freund, Franz Schubert, am 25. Juni verstorben ist.
Franz Schubert wurde am 21.04.1917 als Sohn eines Studienrates in Neubrandenburg geboren und legte 1935 das Abitur am Gymnasium seiner Heimatstadt ab. Nach Kriegsende arbeitete er in der Büro- und Büromaschinenbranche und lebte seit 1976 in Göttingen. Mit dem Eintritt in den Ruhestand wandte er sich der Genealogie zu. Dabei entdeckte er auch seine eigenen mecklenburgischen Wurzeln in der Reuter-Stadt Stavenhagen. Von dort stammte sein Vater.
In mehr als 250 Einzelbänden hat Franz Schubert als Begründer der "Quellen und Schriften zur Bevölkerungsgeschichte Norddeutschlands" der Wissenschaft und den Personen- bzw. Familienforschern wichtige Arbeitsgrundlagen geschaffen. Dadurch wurden Steuerlisten, Trauregister, Bevölkerungslisten und Bürgerbücher aus oft schwer lesbaren Überlieferungen leichter zugänglich und durch die beigegebenen Register für eine breite Nutzung erschlossen.
Erwähnt seien seine Kopulationsregister aus allen mecklenburgischen Kirchenbüchern, beginnend mit den Registern "Von den Anfängen bis zum Jahre 1704", ferner "Anno 1704 - 300 mecklenburgische Pastoren berichten über ihre Kirchspiele, ihre dienstlichen und persönlichen Verhältnisse und ihre 100000 Beichtkinder".
Ersteres ist als Standardwerk heute aus der Forschung nicht mehr wegzudenken. Im letzteren beschreiben Zeitgenossen - zwei Generationen nach den Schrecken des 30jährigen Krieges - auf 2500 Seiten die kirchlichen Verhältnisse im damaligen Herzogtum Mecklenburg - Schwerin.
In seiner Wahlheimat Göttingen veröffentlichte der rastlose Familienforscher weitere wertvolle Werke, zum Teil zusammen mit engagierten Mitarbeitern. Zwischen 1987 und 1990 erschienen die Trauregister von Südniedersachsen, zunächst von den Anfängen bis 1700, jetzt fortgeführt bis zum Jahre 1800. Weiter wurden von den Göttinger Bürgeraufnahmen vier Bände mit Register herausgegeben; es folgten weitere Trauregister von Greifswald (1705 - 1750), Berlin (1583 - 1650), Prenzlau (1600 - 1700) und Wolfenbüttel - Land (bis 1700).
Die "Register zu den Volkzählungslisten von 1819", sind der Schlüssel für den Zugang zu den 30000 handgeschriebenen Seiten der Originale, die im Mecklenburgischen Landeshauptarchiv zugänglich sind.
Inzwischen legte Franz Schubert auch Schülerlisten mecklenburgischer Lateinschulen und Gymnasien vor und arbeitete bis zuletzt an der Herausgabe von weiteren Bürgerbüchern sowie an den Copulationsregistern für den Zeitraum 1801 bis 1825. Subskribenten erhielten gerade den Teil B mit der Herausgeberangabe: Kitzingen, im Juni 2001, Franz Schubert.
In seiner Wahlheimat Göttingen trat Franz Schubert 1979 der Genealogisch - Heraldischen Gesellschaft Göttingen bei und war von 1985 bis 1994 ihr 1. Vorsitzender. Außer seiner verlegerischen Tätigkeit bemühte er sich durch Vorträge ein breites Publikum für die Familienforschung zu interessieren, was ihm aufgrund seines reichen Wissenschatzes und seiner freundlichen Art sehr erfolgreich gelang.
Im Jahre 1982 wurde er auf Vorschlag des Wissenschaftlichen Beirats und der Mitgliederversammlung der Genealogisch - Heraldischen Gesellschft Göttingen sein unermüdlicher Einsatz für die Familienforschung durch die Verleihung der Johann - Christoph - Gatterer - Medaille in Silber gewürdigt.
Der 47. Deutsche Genealogentag und die Jahreshauptversammlung der DAGV im Jahre 1995 fanden in Neubrandenburg, Franz Schuberts Geburtsort, statt. An der Organisation und erfolgreichen Durchführung der Veranstaltung war er maßgeblich beteiligt. Ein Höhepunkt dieser Tagung für die Familienforscher in Mecklenburg war die Gründung des "Landesarbeitskreises Familien- und Personengeschichte im Landesheimatverband Mecklenburg - Vorpommern". Dieses Vorhaben hat Franz Schubert - später Ehrenvorsitzender dieses Arbeitskreises - maßgeblich fachlich begleitet, wobei seine wissenschaftliche Autorität in der Genealogie, seine Bekanntheit und Anerkennung weit über die Grenzen Mecklenburgs hinaus, von unschätzbarem Wert waren.
An der Gründung unseres Vereins für mecklenburgische Familien- und Personengeschichte im Jahre 1997 in Tellow war er ebenfalls aktiv beteiligt. 1998 wurde er zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt.
An weiteren Auszeichnungen erhielt er (von der Landsmannschaft Mecklenburg) die Fritz-Reuter Medaille und 1990 die Friedrich-Lisch Medaille.
Das Lebenswerk von Franz Schubert sind umfangreiche, mit der ihm eigenen Akribie erarbeite Editionen für die Familien- und Personengeschichtsforschung, die noch lange Zeit dankbare Nutzer finden werden!
Wir werden dem Verstorbenen ein ehrendes Andenken bewahren!
R.-P. Bartz, Mitglied des Vorstandes des MFP
Meinungen über die Verdienste von Franz Schubert
Franz Schubert's books have been very helpful to me in my research. All of the marriage information is at my fingertips. I have used his books in my research for a long time. The great indexes always narrow my search. Franz Schubert books have had a great impact on Mecklenburg genealogy research. He is to be highly commended! |
Sherry Dammann Huntington, sherry@plugnplay.com |
I would like to thank you very much for the wonderful series of books that you have published on both Mecklenburg and Schleswig-Holstein. They have been invaluable aids in my family research, and without them I would not have found many of my family lines. I would also like to congratulate you on the occasion of your being accorded honorary membership in the MFP. Given all you have done for Mecklenburg family research, it is a well-deserved honor. |
Paul Zebe, pzebe@compuserve.com |
Gleichzeitig möchte ich hiermit meinen Dank an Herrn Schubert aussprechen. Die Arbeit die er und seine Kollegen geleistet haben ist wirklich nicht mit Geld zu bezahlen! |
Andrea.Boz, Andrea.Boz@ericsson.com |