Militärgeschichte unter familiengeschichtlichen Aspekten

Nachfolgender Beitrag ist nach vielfach von Familienforschern gestellten Fragen zum Mecklenburg-Schweriner und -Strelitzer Militär, d. h. vor allem seiner Organisation, der Werbung und des Unterhalts seiner Soldaten aller Dienstgrade und der stattgefundenen Einsätze, in der Vergangenheit erarbeitet worden.

Vielfach bleibt auch das Mecklenburger Militär nicht nur unbekannt, sondern auch fremd und unheimlich. Oft stoßen Militär und seine Geschichte aus aktuellen moralischen Gründen auf entschiedene Ablehnung. Es ist aber immer die Politik, die das Militär einsetzt: meist nach außen gegen andere Länder, ihre Armeen und Menschen; manchmal auch nach innen.

Drei Aspekte sind wohl bedeutsam:

  1. Kenntnisse der allgemeinen Militärgeschichte Mecklenburgs, um die eigene Familiengeschichte einzuordnen bzw. zu verstehen;
  2. Die Klärung spezieller militärgeschichtlicher Sachverhalte und Begriffe;
  3. Das Auffinden familiengeschichtlicher Angaben in überlieferten Militärakten.

Kenntnisse der allgemeinen Militärgeschichte Mecklenburgs

Militärgeschichtlich interessant ist erst die Zeit ab dem Ende des 17. und Beginn des 18. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit betrat in vielen europäischen Staaten mit dem "miles perpetuus", dem Krieger des stehenden Heeres, ein neuer Typ von Soldaten die Weltbühne. Lösten sich bislang die Truppenkörper nach den Kriegszügen immer wieder auf, vollzog sich von da an die Entwicklung hin zum Aufbau und Existenz ständig im Dienst gehaltenen Militärs. Für Mecklenburg kommt das Ereignis der dritten Landeshauptteilung am 8. März 1701 in die Herzogtümer Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz hinzu. Die Bildung, Organisation und das Wirken ihres Militärs in den doch zahlreichen Kriegen sowie die Lebensweise seiner Angehörigen ist in dem Band 5 "Mecklenburgische Militärgeschichte 1701 - 1918" von Klaus-Ulrich Keubke / Ralf Mumm knapp dargestellt und mit weiterführenden Literaturangaben versehen.

Klärung spezieller militärgeschichtlicher Sachverhalte

Militärgeschichtliche Sachverhalte und Begriffe finden sich außer in älteren Lexikaausgaben von Brockhaus und Meyer in:

  • Poten, Bernhard, Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften, Bielefeld und Leipzig 1877 - 1880
  • Handbuch für Heer und Flotte, Hrsg. von Alten, G. v., Band 1 - 5, 9, Berlin 1909 - 1913 (nicht beendet)
  • Franke, Hermann, Handbuch der neuzeitlichen Wehrwissenschaften, vier Bände, Berlin, 1937 (besonders Band II. Das Heer)
  • Wort und Brauch im deutschen Heer. Allerei Militärisches, was mancher nicht weiß. "Transfeldt", 1. Auflage kam 1917, besonders die 7. Auflage, bearbeitet von Otto Quenstedt, Hamburg 1976
  • Wörterbuch zur deutschen Militärgeschichte. Schriften des Militärgeschichtlichen Instituts der DDR, 2 Bände, 2. Auflage, Berlin 1987
  • Grundzüge der deutschen Militärgeschichte. Im Auftrage des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes herausgegeben von Karl-Volker Neugebauer, 2 Bände, Freiburg im Breisgau 1993

Das Auffinden familiengeschichtlicher Angaben

Familiengeschichtlich relevante Angaben finden sich vor allem im Landeshauptarchiv Schwerin besonders in den Beständen "Acta Militaria", "Militärdepartment" und "Kabinett" sowie wohl bei denen seit 1809 bestehenden Militär-Rekrutierungs-Behörden Schwerin und Güstrow für das Mecklenburg-Schweriner Militär sowie "Landesregierung" für das Strelitzer. Mit ihnen arbeite ich auch zumeist. Generell sind im LHA Militärakten in der Mehrzahl nur bis 1867 / 1868 vorhanden. Zu dieser Zeit ging das Mecklenburger Militär in den preußischen Armeeverband über. Die Truppen gehörten zum IX. Armeekorps. Demzufolge ging das Schriftgut an das preußische Heeresarchiv nach Potsdam und dieses fiel noch im April 1945 einem angloamerikanischen Bombenangriff auf Potsdam zum Opfer. Nur wenige Reste, für die noch spätere Zeit auch der Reichswehr und Wehrmacht sowie schließlich der NVA und der Grenztruppen der DDR bewahrt heute auf das:

Bundesarchiv / Militärarchiv
Wiesentalsstraße 10
79115 Freiburg i. Br.

Angaben über gefallene bzw. vermißte Soldaten liefert sehr exakt:

Deutsche Dienststelle (bis 1945 Wehrmachtsauskunftstelle)
Eichborndamm 179
13403 Berlin

Umfassende Angaben zu den Soldaten und Unteroffizieren enthielten bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts die leider kaum noch erhaltenen Stammbücher der Kompanien sowie auch sogenannte Nationalisten, Maßrollen und Urlaubslisten.

Bei personengeschichtlichen Forschungen zu Offizieren kann ein erster Zugang auf entsprechende Angaben über die vor und nach dem Ersten Weltkrieg zahlreich erschienenen Truppengeschichten erfolgen. Diese zwar oft etwas hurrapatriotisch verfaßten Werke enthalten zumeist im Anhang relativ umfangreiche Angaben zur Person, insbesondere zum militärischen Werdegang. Für Offiziere, aber auch Unteroffiziere und Mannschaften sind manchmal in diesen Werken Listen über verliehene Auszeichnungen vorhanden. Hilfreich können auch Gefallenenlisten ("Ehrenlisten") im Anhang jener Bände sein. Die wohl informativste Truppengeschichte ist die zweibändige von August Franz Freiherr von Rodde über die "Geschichte des 1. Großherzoglich Mecklenburgischen Dragoner-Regimentes Nr. 17", Schwerin 1910. In den Beständen des LHA finden sich auch sogenannte Offizier-Stammrollen, oft amtlich verfaßt, gelegentlich auch von publizistisch tätigen Offizieren zusammengestellt. Eine solche hat Generalmajor von Kamptz - von 1819 bis zu seinem Tode 1838 Chef des Militär-Kollegiums (faktisch Kriegsminister) erarbeitet. Sie ist in seinem Nachlaß erhalten geblieben.

Aufgeschrieben für den MFP von Dr. Klaus-Ulrich Keubke, Militärhistoriker, Schwerin

Nach einem Vortrag auf der gemeinsamen Frühjahrstagung des Landesheimatverbandes Mecklenburg-Vorpommern e. V. und des Vereins für Mecklenburgische Familien- und Personengeschichte e. V. am 7. April 2001 in Schwerin. Alle Rechte bei Dr. Keubke, Wiedergabe jeglicher Art nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Autors.